Katharina aus dem Ötztal

Katharina aus dem Ötztal hieß eigentlich Emilia Auer. geb. Götsch (1883-1951) Laugenfeld, Tirol


   „Im hinteren Ötztal in Tirol sind manche Menschen mit dem sogenannten zweiten Gesicht begabt oder besser gesagt: belastet, auch heutzutage noch. Die 1951 verstorbene Katharina D. wurde auch öfters von solchen Vorauserlebnissen geplagt. Es meldeten sich bei ihr oft ‚Arme Seelen‘, die sie um Hilfe drängten. Oft sah sie Unglücke oder Sterbefälle voraus, wußte dabei aber selten, um wen es sich handeln, oder wann es eintreten würde.
  Etwa um 1946 erschien ihr ein Mann, ganz ‚patschnaß‘, und war sehr lästig. Als ein Jahr später ein Mann selbstmörderisch in den Fischbach sprang, erkannte sie, daß dieser sich vorausmeldete und sie um Hilfe anging. Ein anderes Beispiel: Ihre Tochter war als junge Sanitätsschwester 1944/45 in Wien tätig. Wird sie überleben? Die Mutter schrieb nach Wien: ‚Ich sehe Dich daheim und einen Kindersarg bei Dir!‘ Die Tochter konnte sich beim Zusammenbruch tatsächlich von Wien nach Tirol durchschlagen, rätselte aber immer an dem Ausspruch über das Kind. Erst als ihr, nach der Heirat 1952, ein Kind in den ersten Monaten starb, und sie es in einem kleinen Sarg von Innsbruck holte, lüftete sich ihr das Geheimnis des Vorhergesehenen.


Schau einer großen Revolution und nachfolgender einacher, christlicher Lebensweise

   Es sei voraus bemerkt, daß Katharina diese Erlebnisse in den vierziger Jahren hatte und damals noch keine Prophezeiungsbücher kannte. Irlmaier, Kugelbeer und andere klingen sehr ähnlich, wurden hier aber erst nach ihrem Tode bekannt! In knappen Sätzen beschreibt die Seherin detailkundig wie selten anderswo den Alltag der schrecklichen Zeit. Gelegentlich wurden ihre Dialektausdrücke ins Hochdeutsche übertragen. (Ergänzungen in Klammem stammen von Josef Stocker, der Wolfgang Johannes Bekh diese Prophetie mitteilte.)

   ‚Es kommt noch einmal Krieg. Ein dritter Weltkrieg Anfangen tut es langsam. Zuerst werden die jungen Buben mit komischen Autos abgeholt (zum Militär eingezogen. Vielleicht Konflikte an Balkan, Adria). Sie singen und jauchzen noch zum Tal hinaus. Aber dann kommt eine harte Zeit. Daheim und für die Feldarbeit sind nur noch ältere Menscher und Weiberleut verfügbar. Die Not wird groß und größer (vielleicht: Wirtschaftskrach, Geldentwertung, Arbeitslosigkeit). Und man sagt zueinander: ‚Es kann nicht mehr gehen. es geht nimmer‘, und es geht doch noch weiter. Es geht viel länger abwärts, als die Leute zuerst meinten. ‚Dann plötzlich brichts‘ (Revolutionen). Die Leute sind auf dem Feld, es ist Spätsommer, das Korn schon reif, da kommen sie, ganze Horden schiacher (wild aussehender) Leute, und überfallen alles. (Anmerkung: Mob und Pöbel aus den Städten geht auf das Land, sogar in die Gebirgstäler!, um zu rauben und zu plündern.) Sie bringen um, was sie erwischen – es ist furchtbar Die Haustüren werden eingeschlagen und alles kaputt gemacht. Sie morden und rauben, und sogar Einheimische aus dem Dorf laufen mit jenen und plündern genauso.

   Kinder, ihr müßt auf den Berg fliehen (auf die Almhütten). Dort müßt ihr euch vorher etwas zum Essen verstecken und etwas zum Schlafen herrichten. Auf den Berg gehen diese plündernden Horden nicht hinauf! Springt (lauft) ja nicht ins Dorf. Es geht auch hauptsächlich um den Glauben. Es gibt nur mehr zwei Parteien: Für den Herrgott und gegen den Herrgott! Die Verfolger der Kirche haben eine Zeitlang eine große Macht. Aber diese kurze Zeit dürft ihr im Glauben nicht umfallen. Bleibt mir um Gottes willen katholisch! Ihr müßt stark bleiben, auch wenn es euch das Leben kostet, denn die Gottlosen werden zum Schluß vom Herrgott furchtbar gestraft (Anmerkung: Vielleicht Luftverpestung und dreitägige Finsternis?).

   Die Glocken wollen sie noch von den Türmen holen, um sie einzuschmelzen, aber sie kommen nicht mehr dazu, es geht zu schnell. Ich sehe irgendwo eine Kirche, gesteckt voll betender Leute, plötzlich kommen diese schiachn Leute in roten Fetzen und sperren die Kirchtüren zu, und bringen die in der Kirche alle um.


   Es kommt eine schreckliche Zeit: Ich sehe die Weiberleute alle in Schwarz (gekleidet) und am Friedhof Haufen an Haufen (alles frische Grabhügel). Alte Männer werden am Kirchplatz von einem alten Pfarrer mit dem Allerheiligsten gesegnet, und sie gehen zu Fuß zum Tal hinaus und kämpfen draußen, gar nicht weit weg, nur mit Messern und einfachen Waffen, Mann gegen Mann. Sie haben nur Socken (Hauspatschen?) an, statt Schuhe, so groß ist die Not. Vom hinteren Ötztal werden Verwundete auf Leiterwägen herausgebracht (handgezogene Heuwägen, keine Autos, kein elektrischer Strom).

   Auf den Feldern bleibt noch Heu und Getreide stehen, es bringts fast niemand mehr ein, es bleiben so wenig Leute übrig. Nachher steigt nur noch da und dort ein Rauch aus einem Kamin auf, und viele Häuser stehen leer. In den noch bewohnten Häusern liegt auf jedem Ofen ein Ballen Haar (= Flachs, zum Spinnen und Weben); die Leute fangen wieder ganz von vorne an (auf einer Entwicklungsstufe wie vor zweihundert Jahren) und sind ungemein christlich und zufrieden und grüßen einander mit: Gelobt sei Jesus Christus! Ich sah Furchtbares, daß ich es nicht sagen kann! Bleibt mir katholisch! Amen.‘


Textquellen: Bekh, Wolfgang Johannes: Am Vorabend der Finsternis. Pfaffenhofen 1988.
Osttiroler Bote, 4. 12. 1986, S. 4.
Stocker, Joseph: Der dritte Weltkrieg und was danach kommt.


 
     
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